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„Telgter Hungertuch" in St. Bernhard

Als Symbol der Fastenzeit entstand im Frauenbund St. Bernhard schon 1991 in liebevoller Handarbeit ein neues Hungertuch nach dem Vorbild des alten Telgter Hungertuches. Am 5. März 1994 wurde es in einem feierlichen Gottesdienst zum ersten Mal in der Friedenskirche St. Bernhard aufgehängt. Seither hängt das Hungertuch in jeder Fastenzeit im Altarraum von St. Bernhard.

Das Hungertuch von St. Bernhard – Chronik seiner Entstehung


In der Fastenzeit 1991 war im Frauenbund St. Bernhard in der Dompfarrei die Idee entstanden, ein Hungertuch nach alter Tradition zu sticken. Die Diözesanvorsitzende Lucia Walter, die selbst schon an einem Hungertuch mitgestickt hatte, half mit Rat und Tat, um die Idee zu verwirklichen. Auch stellte sie in einem Dia-Vortrag das „Neue Telgter Hungertuch“ von 1923 vor. Beeindruckt von der Aussagekraft der Bilder, beschlossen die künftigen Stickerinnen, dieses Tuch nachzuarbeiten. Auf einer Fahrt ins Münsterland, in dem viele alte Hungertücher existieren, sammelten sie weitere Eindrücke und besichtigten vor allem das „alte“ und „neue Telgter Hungertuch“.

Nach unserer Rückkehr aus dem Münsterland konnten wir mit der konkreten Planung beginnen. Die Bilder sollten in Kreuzstichtechnik ausgeführt werden. Eine Stickschrift für unser Hungertuch besorgte uns unsere Diözesanvorsitzende Lucia Walter. Wir wählten einen grauen Leinenstoff und ein dazu passendes lilafarbenes Stickgarn. Den Einkauf des Stoffes übernahmen Irene Thinnes und Linda Dennhardt, den des Garnes Elisabeth Flörchinger.

Es wurde September, bis wir uns wieder zusammensetzten. Jetzt mussten die Stickmotive verteilt werden. Immerhin waren es achtzehn Bilder, die gestickt werden mussten. Einige von uns waren geübte Stickerinnen und übernahmen gleich die schwierigeren Motive. Der Stoff wurde zugeschnitten und an einem Abend im Oktober 1991 konnten wir unser Werk beginnen.

Im Winter 1991/1992 stickte jede an ihrem Bild, soviel ihre Zeit es erlaubte. Wir informierten uns gegenseitig per Telefon oder in kleinen Kreisen über den Stand unserer Arbeiten. Sieben Monate lagen hinter uns, als wir uns im Juni 1992 wieder trafen. Jede Stickerin hatte inzwischen auch Fehler gemacht, so dass ein mehr oder weniger großes Stück wieder aufgetrennt werden musste.

Im Herbst 1992 war uns klar, dass wir noch eine Weile sticken mussten. Erst im Juni 1993 kamen wir wieder zu einer Besprechung zusammen. Die meisten Bilder waren fertig, und wir betrachteten sie erfreut. Wir berieten über den wohl schwierigsten Teil unseres Werkes, nämlich das Zusammennähen.

Frau Thinnes beschloss, sich in der Landeszentrale in München das von den Diözesanvorsitzenden gestickte Hungertuch anzusehen. Nach ihren Schilderungen und den angefertigten Fotos errechneten wir die Meterzahl des, für die Bänder die die einzelnen Motive verbinden sollten, benötigten Stoffes. Elisabeth Flörchinger kaufte noch einmal sechs Meter Stoff.

Ihr Ehemann Friedel Flörchinger übernahm dankenswerterweise das Zusammennähen und das Abfüttern des Gesamtwerkes. Den Futterstoff spendete er dem Frauenbund St. Bernhard, was unserer durch das Hungertuch mittlerweile überaus strapazierten Kasse guttat.

Im Februar 1994 konnte das Werk vollendet werden.

Am 23. Februar war eine Lagebesprechung in der St. Bernhards Kirche mit Schlossermeister Emil Kotterer, der sich bereit erklärte, die nötige Vorrichtung für das korrekte Aufhängen des Hungertuches anzubringen, sowie dem Ehepaar Flörchinger, Birgit Weber und Irene Thinnes. Es wurde an Ort und Stelle geprüft, wo das Hungertuch künftig in der Friedenskirche St. Bernhard hängen sollte. Um auch der Symbolik eines Hungertuches gerecht zu werden, entschieden die Anwesenden nach intensiver Beratung, es in akzeptabler Höhe zwischen Altar und Gemeinde anzubringen.

In einem vom Frauenbund vorbereiteten und mitgestalteten Gottesdienst - am 5. März 1994 in der St. Bernhards Kirche vom Dompfarrer Hermann Wey gehalten und musikalisch bereichert vom Chor der Dompfarrei unter der Leitung von Walter Ast - stellten die Stickerinnen das Hungertuch der Dompfarrei vor. Es soll fortan in jedem Jahr zur Fastenzeit in der Kirche St. Bernhard aufgehängt werden.                                                                       

(Irene Thinnes/Birgit Weber)

 

Die Stickerinnen:

Christa Braun | Gaby Braun | Linda Dennhardt | Charlotte Dorwarth | Elisabeth Flörchinger | Waltraud Hasch | Traudl Hener | Maria Münch | Maria Schäfer | Ingrid Teubert | Irene Thinges | Magdalena Walther | Birgit Weber | Gisela Wegerich

 Unsere Helfer, ohne deren Mitarbeit die Fertigstellung des Hungertuches unmöglich gewesen wäre: 

Friedel Flörchinger, Raumausstatter | Emil Kotterer, Schlossermeister | Helmut Meier, Schreinermeister