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Gott ist das Ziel unseres Lebens

Msgr. Erwin Bersch, Pfarrer i.R. auf einer Pilgerreise verstorben

Zwei Stunden in unserem Leben prägen unweigerlich unser Dasein hier auf Erden: die Geburtsstunde und die Todesstunde. Auf beide Stunden haben wir ehrlich betrachtet wenig Einfluss und doch sind es wichtige Stunden. Einmal als Startschuss in ein ungeahntes Abenteuer, das wir zunehmend selber mitbestimmen und so unserer Existenz ein eigenes Gesicht geben können und die Todesstunde, die unser Leben abschließt und sich vertrauensvoll in das neue Abenteuer Gottes überlassen kann. Für mich hat die Todesstunde bei näherem Anschauen eine Botschaft, die viel über das Leben des Verstorbenen aussagt.

Der Tod von Pfarrer Erwin Bersch hat sein Leben und seinen Dienst sehr verdichtet. Er war mit seinem Freund, Pfarrer Gerald Kuwatsch auf der Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Am ersten Tag nach einem mehrstündigen Marsch fühlte er eine plötzliche Schwäche und hauchte sein Leben im Beisein eines Freundes aus. Wieviel sagt das über ihn aus: Pfarrer Bersch starb in ökumenischer Verbundenheit. Jemand, der Pfarrer Bersch gut gekannt hat, sagte mir: „Erwin hat Ökumene gelebt.“ Er war unterwegs mit einem Freund. Wer Pfarrer Bersch begegnete, sah einem Menschen in die Augen, der sich Zeit nahm, zuhörte, Verständnis zeigte und auf Augenhöhe blieb.

Jemand aus der Siedlung sagte mir, Pfarrer Bersch war einer von uns. Seine Seelsorge habe ich selbst erfahren als eine Seelsorge der Beziehung. Dadurch ist Pfarrer Bersch vielen ein Bruder in Christus geworden und nicht wenigen ein wertvoller Freund. Gern hat Erwin gesungen, bei dem Geburtstagskanon legte er stets Wert auf den Begriff „und Wohlstand“. Damit er nicht den irdischen Reichtum, sondern dass wir einen guten Stand auf unseren Füßen haben. Er jedenfalls durfte auf einer Pilgerreise sterben, seine Füße haben ihn in die Todesstunde getragen. Die Symbolik der Pilgerreise zeigt uns die Bedeutung unseres Lebenszieles an: Gott ist das Ziel unseres Lebens. Pfarrer Bersch wünschte, dass bei seiner Beisetzung allein über die Auferstehung gepredigt werden solle. Er wusste um SEIN ZIEL. Er war ein Gottesmann. Die Schwäche, die ihn ereilt hat, mag auch als Zeichen dienen. Er hat sich nie als Held gesehen, er kannte seine eigenen Schwächen und hatte Verständnis für die Schwächen seiner Mitmenschen. Er war ein Mann, der wusste: wir alle sind auf Barmherzigkeit angewiesen.

Danke, lieber Erwin, dass Du uns Dein Herz gezeigt und geschenkt hast. In der Hoffnung des auferstandenen Herrn und Bruders Jesus Christus bleiben wir verbunden.

 

Zum Gedenken an Pfarrer Bersch findet am Sonntag, 26. Mai um 9:30 Uhr der Gottesdienst in St. Konrad statt. Er wird vom Singkreis „perspektiven“ gestaltet. Ein Kondolenzbuch liegt in der Kirche aus.

Dompfarrer Matthias Bender