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Die Apokalypse des Johannes

Quelle: wikimedia.com

Die Offenbarung des Johannes oder Johannes-Apokalypse ist das letzte Buch des Neuen Testamentes. Der Name geht auf das Anfangswort im griechischen Urtext zurück: „apokalypsis“, „Offenbarung“ oder „Enthüllung“. Der erhöhte Christus, das “Lamm“, ist der Offenbarer und der Offenbarte zugleich.

Die Apokalypse ist in Form eines Briefes verfasst, wahrscheinlich entstand sie gegen Ende der Regierungszeit des römischen Kaisers Domitian (81-96 n. Chr.).

Der uns nicht näher bekannte Verfasser nennt sich schlicht ‚“Bruder Johannes“. In der frühen Kirche war man davon überzeugt, dass er mit dem Evangelisten Johannes identisch sei. In der Ostkirche war dies umstritten und die Offenbarung des Johannes war dort lange Zeit nicht Teil der kanonischen Schriften. Auch in unserer heutigen Exegese werden die beiden Verfasser nicht mehr gleichgesetzt, wegen zu großer sprachlicher und theologischer Unterschiede der Schriften.

Vermutlich ist der Johannes der Offenbarung eine Persönlichkeit von hoher Autorität. Da er das Alte Testament gründlich kennt und ebenso die außerbiblischen jüdischen Offenbarungsschriften („Apokalypsen“), ist anzunehmen, dass er von judenchristlicher Herkunft ist. Zur Zeit der Abfassung seines Briefes befindet er sich auf der Insel Patmos „um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses für Jesus“ (Offb 1,9). Dieser Satz wird oft als Hinweis auf seine Verbannung gedeutet.

Johannes ist der Erste, der eine selbständige christliche Apokalypse verfasst. Die Offenbarung geschieht, wie in den vorchristlichen apokalyptischen Schriften auch, durch Visionen und Auditionen, durch Schauen und Hören von himmlischen Botschaften. Den Auftrag zur Niederschrift hat Johannes in einer Vision vom himmlischen Christus erhalten, vermittelt durch einen Engel (Offb 1,10-20).

Die Bilder, die Johannes verwendet, stammen aus der jüdischen Tradition, vor allem aus den prophetischen Büchern Ezechiel und Daniel. Johannes benutzt die vorgefundenen Bilder, Symbole und allegorischen Szenen, verbindet sie aber mit dem christlichen Bekenntnis zu Jesus dem Gekreuzigten, Auferstandenen und am Ende der Zeit Wiederkehrenden. Das Hauptthema seiner Schrift: der Triumph der Herrschaft Gottes am Ende der Zeiten. Der endgültige Sieg Gottes, der für die vorchristlichen Apokalyptiker noch reine Zukunft ist, hat für Johannes mit der Auferstehung Jesu bereits begonnen.

Die Adressaten der Apokalypse sind sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea. Offenbar hat Johannes in diesen Gemeinden des ehemaligen paulinischen Missionsgebietes gewirkt. Er wendet sich in sieben Sendschreiben an jede einzelne von ihnen. Die Gemeinden sind großen Bedrängnissen von innen und von außen ausgesetzt. Die Sendschreiben nennen zum einen Irrlehrer, die in den Gemeinden wirken und zum anderen den zunehmenden Zwang zum Kaiserkult. Domitian verlangt, als „Herr und Gott“ angeredet zu werden. Johannes rechnet damit, dass es zu einer schweren Verfolgung der Kirche kommen wird. Er will mit seiner Schrift den unerschütterlichen Glauben an den Sieg Christi und seiner Getreuen stärken.

Die beiden letzten Kapitel der Apokalypse schildern die Erfüllung der geschaffenen Welt und ihrer Geschichte. Am Ende stehen ein neuer Himmel und eine neue Erde. Johannes sieht die heilige Stadt Jerusalem, wie sie vom Himmel herabsteigt. Mit der ganzen Herrlichkeit, die sie ausstrahlt, ist sie Geschenk Gottes. Sie ist gebaut auf das Fundament der 12 Apostel, ihre 12 Stadttore tragen die Namen der 12 Stämme Israels. Das neue Jerusalem ist offen für alle aus den Stämmen Israels und für alle Menschen darüber hinaus. Alle sind eingeladen, unentgeltlich das Wasser des Lebens zu empfangen. Einen Tempel als Zeichen der Anwesenheit Gottes braucht die Stadt nicht mehr, weil Gott und das Lamm mitten unter den Menschen wohnen. Das Buch der Offenbarung mündet in die umfassendste Gnadenformel des Neuen Testamentes überhaupt, es ist das letzte Wort der Bibel: „Die Gnade des Herrn Jesus ist mit allen!“ So wird das himmlische Jerusalem ein Ort der Fülle sein am Ende der Zeiten. Es ist ein neues Paradies, ein Ort, an dem Gott und Menschen im Schalom miteinander leben, im Frieden, der von Gott kommt und der den Frieden dieser Welt weit übersteigt.

Die neue Stadt Gottes wird Geschenk sein, aber Gott braucht für seine neue Stadt Bauleute, die auf dem Fundament der Apostel weiterbauen. Wenn wir wie Jesus zu den Menschen an den Rändern der Gesellschaft gehen, zu den Kleinen, den Abgehängten, den um ihr Recht Gebrachten und Bedrängten, dann bauen wir mit an der neuen Stadt, die Gott dann einst vollenden wird.

Pastoralreferentin Regina Mettlach