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Fronleichnam

Foto: Bernhard Weber

Das Heil der Welt, Herr Jesus Christ,
wahrhaftig hier zugegen ist;
im Sakrament das höchste Gut
verborgen ist mit Fleisch und Blut.“

Mit dieser traditionellen Weise begleiten katholischen Christen am Fest Fronleichnam Jesus Christus, der im Sakrament des Brotes durch die Straßen getragen wird. Vrône lîcham, der lebendige Leib des Herrn, so lautet das mittelhochdeutsche Wort aus dem die Bezeichnung Fronleichnam entstanden ist.
Fronleichnam ist ein altes, für kirchliche Verhältnisse aber kein sehr altes Fest. 1209 hat, so die Überlieferung, die Augustiner Chorfrau Juliana im Kloster Kornelienburg in der Nähe Lüttichs in einer Vision auf der hellglänzenden Scheibe des Mondes einen dunklen Fleck gesehen. In dieser Vision wurde ihr gedeutet, dass im Ablauf des Kirchenjahres noch Platz für ein eucharistisches Fest sei. 1246 ließ der Bischof von Lüttich das erste Mal ein solches Fest feiern. Sein Archediakon und späterer Papst Urban III dehnte diese Feier auf die ganze Kirche aus. In Deutschland entstand später die Tradition, dieses Fest mit Umzügen zu begehen. Endgültig durchgesetzt hat es sich aber erst nach dem Konzil von Trient (1545-1563). So ist das Fest Fronleichnam ein Beispiel, wie sich Volksfrömmigkeit durch Beharrlichkeit durchsetzt, es ist aber auch ein Beispiel für die Vielschichtigkeit mancher christlichen Feste, deren tiefer Sinn sich nicht unmittelbar erschließt.

Eine Prozession ist immer ein unmittelbar und körperlich erfahrbares Symbol des eigenen Lebensweges. Die Hostie die in der Monstranz mitgeführt wird, ist Zeichen, dass Gott selbst auf unserer irdischen Pilgerfahrt mit uns geht. Unsere Lebenswirklichkeit und das Lebensbeispiel Jesus führen uns vor Augen, dass dieser Weg nicht nur Freude, sondern auch Leid, Sterben und Tod beinhaltet. Die festliche Gestaltung der Fronleichnamsprozession, mit Blumen, Fahnen und Kerzen scheint davon abzulenken. Doch der Lebensweg Jesu Christi steht nicht allein für seinen Tod am Kreuz, sondern auch für sein Auferstehen und das Versprechen, dass auch wir diese Auferstehung erleben dürfen. So ist das Festliche an diesem Tag Ausdruck einer frohmachenden tiefen Sinnerfüllung, die auch in den schweren und mühseligen Abschnitten unseres Lebenswegs Hoffnung geben kann.
Die Hostie, also Jesus Christus im Sakrament des Altares, die inmitten der Prozession getragen wird steht darüber hinaus nicht nur für den gekreuzigt-auferstandenen Herrn, sondern ist auch ein besonderes Segenszeichen. An jedem Altar auf dem Prozessionsweg und feierlich am Abschluss der Prozession werden die Menschen damit gesegnet. Es ist die Zusage, dass Gott mit uns geht. Er geht mit uns auf den Wegen unserer Stadt und auf den verschlungenen Wegen unseres Lebens. Diese Segenszusage ist mehr als ein „frommes Wort“. Diese Segenszusage können wir unmittelbar in der Gemeinschaft derer erfahren, die mit uns gehen. Es sind Menschen, die Teil meines Lebensweges sind – auch wenn die gemeinsame Wegstrecke noch so kurz ist - und an deren Lebensweg ich ebenfalls Anteil habe. Wir teilen, mag es auch noch so bescheiden sein, den gleichen Glauben und die gleiche Hoffnung und gemeinsam wollen wir mit kleinen bescheidenen Schritten weitergeben, was wir segensreich erfahren.
So kann Segen wirken – wenn wir uns berühren lassen. Dann kann von all dem der Impuls ausgehen selber segensreich zu wirken sowohl in den Gemeinden, wie auch in der Gemeinschaft unserer Stadt und den Gemeinschaften, denen wir uns verbunden wissen.
Wenn solches geschieht, dann realisiert sich, was die alte Volksweisheit singt:

Das Heil der Welt … wahrhaftig hier zugegen ist!

(Paul Nowicki)