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Gesetz und Liebe

Quelle: liebeistleben.com

Der Römerbrief stellt eine Zusammenfassung der Verkündigung und Theologie des Apostels Paulus dar. „Gesetz“ und „Liebe“ sind dabei zentrale Begriffe.

Paulus legt den Christen in Rom nahe, ein geordnetes Leben zu führen: Die Alltagsdinge sollen geregelt werden, Steuern bezahlt, Schulden beglichen und Versprochenes eingelöst werden.

Nur eine Schuld gibt es, mit der werden wir nie fertig sind, sagt Paulus, die können wir nicht mit einem Handstreich erledigen, die tragen wir ein Leben lang ab: die Liebe, die wir dem Nächsten schulden.

Den anderen zu lieben ist für Paulus eine Schuld, eine Aufgabe, die niemals als erledigt betrachtet werden kann.

Im Textabschnitt des heutigen Sonntags (Röm 13, 8-10) bündelt Paulus das vorher Gesagte und stellt die Liebe als das Prinzip heraus, auf das es in allem und jedem ankommt. Es kommt bei allen Mahnungen und Forderungen darauf an, dass die Liebe dahintersteht. Wer den anderen liebt, hat das Gesetz und die Gebote erfüllt, sagt Paulus.

Die ersten 5 Bücher des Alten Testamentes, genannt Tora (dt.: Weisung), enthalten 613 Einzelgebote. In der Tora sind die Zehn Gebote Jahwes sowie theologische Überlegungen und einzelne Anleitungen zusammengefasst. Das Alte Testament versteht diese Gebote als Weisungen eines wohlwollenden Gottes, der um das Gelingen menschlichen Lebens besorgt ist.

Als Judenchrist weiß Paulus um die hohe Bedeutung ihre Weisungen für das menschliche Leben. Sie bieten ihm Maßstab und Orientierung in allen möglichen Lebenslagen. Sie sind gesättigt von der Erfahrung vieler Generationen und sollen als Weisungen Gottes zum Lebensglück der Menschen beitragen.

Paulus sieht alle diese Gebote in dem einen alttestamentlichen Gebot zusammengefasst: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Lev 19,18). Jede Weisung muss vor diesem Liebesgebot Bestand haben. Grundhaltung hinter allen Geboten muss die Liebe sein. So ist die Liebe für Paulus die Erfüllung des Gesetzes.

Die Liebe, die Paulus meint, hat nichts mit Verliebt-Sein zu tun, dafür aber viel mit dem Alltag. Denn da muss sich das Miteinander schließlich bewähren. Das Wesen der Liebe ist, alles Böse vom Nächsten, sei es vom Ehepartner, sei es vom Bruder oder der Schwester in der Gemeinde, sei es vom Mitmenschen überhaupt fernzuhalten. Paulus zitiert aus den Zehn Geboten: „Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren.“

Der Nächste – damit war im Alten Testament ursprünglich der Israelit gemeint. Später wurde der im Land wohnende Fremde in das Liebesgebot ausdrücklich mit einbezogen. Jesus wird sogar noch von der Feindesliebe sprechen.

Die Liebe zueinander ist es, auf die es ankommt! – Das klingt gut, lässt sich auch leicht sagen, und niemand wird dem widersprechen wollen, doch ein solches Programm zu leben – und das lebenslang – ist etwas ganz anderes. Schon das Zusammenleben in einer Familie zeigt, wie schwer es ist. Oft bleiben wir einander die Liebe schuldig.

Liebe kann viele verschiedene Namen tragen, vielleicht heißt sie Aufmerksamkeit, Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft, Empfindsamkeit und Einfühlungsvermögen … Wenn Paulus von Liebe spricht, dann meint er diese Haltungen, ohne die menschliches Miteinander nicht gelingt – nicht in der Partnerschaft, nicht in der Gemeinde und auch nicht in der Menschheitsfamilie.

Was im Kleinen schon schwer ist, ist im Rahmen einer Gemeinde oder einer Gesellschaft noch schwieriger. Die Forderung nach gegenseitiger Liebe ist auch in der gegenwärtigen Welt und Gesellschaft unumgänglich. Gott entlässt uns nicht aus der Pflicht füreinander. Die Liebe ist manchmal harte Arbeit und erfordert viel Mut und Vertrauen. Wir sind füreinander verantwortlich. In unserer globalisierten Welt gehört weltweite Verantwortung zur Erfüllung des christlichen Liebesgebotes dazu. Die Liebe schulden wir einander immer.

Pastoralreferentin Regina Mettlach / Michael Gutting