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Bitte warten!

Foto: pixabay

„Bitte warten … bitte warten … bitte warten“, leiert die Stimme aus dem Telefonhörer, während ich immer ungeduldiger werde und irgendwann völlig entnervt auflege. Warten kann ganz schön anstrengend sein. Es passt nicht in mein schnelles Leben. Wenn ich im Internet etwas bestelle, wird es mir in der Regel innerhalb von zwei Tagen geliefert. Wer seine Kunden warten lässt, hat schnell gegenüber der Konkurrenz verloren. Schnell zugreifen, schnell handeln, heißt die Devise.

Leider können wir das Warten aber nicht immer vermeiden, es gehört doch irgendwie zum Leben dazu. Kinder warten auf die Bescherung an Heiligabend, Jugendliche warten auf ihren 18. Geburtstag, Schwangere auf ihr Kind. Jeden Winter warten wir auf den Frühling und manche alte oder kranke Menschen warten auf ihren Tod.

Und indem wir alle auf etwas Bestimmtes warten, gewinnt das Erwartete an Qualität. Heiligabend wäre für die Kinder längst nicht so wertvoll, wenn sie nicht die ganze Adventszeit darauf gewartet hätten. Das Warten bewirkt, dass wir uns innerlich vorbereiten. Wir haben Zeit, uns über das Erwartete intensiv Gedanken zu machen.

In diesen Wochen geht es gerade im kirchlichen Leben um das Warten. Die Texte des ersten Adventssonntages sagen uns sehr eindrücklich, dass die Welt noch nicht fertig und die Geschichte noch nicht zuende ist. Dass wir noch auf den Tag des Herrn warten, dessen Datum wir nicht kennen. Und dass der Herr uns deshalb immer wieder ermahnt: „Seid wachsam!“ (Mk 13,37).

Wir Christen warten unser ganzes Leben lang. Nicht auf den Tod, sondern auf das, was danach kommt. Das – so verspricht uns die Schrift – wird so schön sein, dass es sich zu warten lohnt („Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid und keine Schmerzen“, Offb 21,4).

Aber das Warten will gestaltet sein. Wenn ich nur die Hände in den Schoß lege, wird es unerträglich. Stattdessen kann ich die Wartezeit damit füllen, dass ich versuche, schon hier auf Erden etwas von der großartigen Zukunft durchscheinen zu lassen, die mir verheißen ist. Dass unsere Erlösung naht, erkennen wir daran, dass Menschen in Wort und Tat gemeinsam auf Jesus Christus zugehen und andere Menschen daran teilhaben lassen.

„Bitte warten…“ – Aber gerne doch!

Mareike Jauß