Zum Inhalt springen

3. Advent

Quelle: Wikipedia - Liesel - cc-by-sa

Der Prophet Zefanja, der zur Zeit des Königs Joschija (639-609 v. Chr.) in Jerusalem lebte, beschreibt in seinem Buch einen Weg, der eine Art Advent darstellt. Gott wird kommen. Er wird die Völker richten und sein Volk zu einer umfassenden Erneuerung führen.

Das Buch Zefanja gehört zum sogenannten „Zwölfprophetenbuch“, in dem die „kleinen“ Propheten zusammengefasst sind. Es hat gerade einmal 3 Kapitel mit zusammen 53 Versen. Und doch gilt es bei den Exegeten als ein bedeutendes Buch des Alten Testamentes. Es steht an 9. Stelle im Komplex der 12 kleinen Propheten. Es ist eine Schrift des Übergangs. Es leitet von der vorexilischen Königszeit über zur exilischen und nachexilischen Zeit Judas und Jerusalems. Es steht am Übergang vom katastrophalen Untergang Judas und Jerusalems zu Ansätzen einer neuen Hoffnung nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft.

Zefanja prangerte zu seiner Zeit religiöse, soziale und politische Missstände an. Unter Manasse, dem Vorgängerkönig, war ein religiöser, sozialer und sittlicher Verfall eingetreten. In seiner Klage über den Unverstand der Leute am Königshof und der Reichen ging Zefanja so weit, dass er ein Strafgericht Gottes prophezeite. Wer so hochmütig und borniert ist, meinte der Prophet, verdient nichts anderes als Untergang. Der neue König Joschija stand auf der Seite des Zefanja. Er leitete soziale und religiöse Reformen ein. Zefanja drohte aber nicht nur mit dem Gericht, er versprach auch einen Neuanfang für den Rest von Israel, der nicht mehr auf Reichtum und kriegerische Macht baut, sondern in Frieden und Mitmenschlichkeit auf Gott vertraut. Für diese Rettung steht Zefanja auch mit seinem Namen ein: „Zefanja“ ist die verkürzte Namensform von „Zefanjahu“ und bedeutet: „Jahwe hat schützend geborgen“.

Auf die Gerichtsandrohungen folgt der heutige Lesungstext. Er gehört zu den nachexilischen, später hinzugefügten Teilen dieser Schrift. In einem Jubellied wird die Rettung Jerusalems, die Rettung der Tochter Zion, besungen. Der Grund für den Jubel ist die zentrale Aussage des Zefanja-Buches: „Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte“. Die kleine Zionsgemeinde in Jerusalem, die hier mit „Israel“ angesprochen wird, hat immer noch mit den Folgen der Katastrophe der Babylonischen Gefangenschaft (586-536 v. Chr.) zu kämpfen. Das Volk durfte wieder zurückkehren und konnte auch wieder einen bescheidenen Tempel erbauen (520-515 v. Chr.). Doch Jerusalem ist klein geworden, ohne großen politischen Einfluss und die feindlichen Völker im Umkreis sind mächtig. Das lässt den kleinen Rest verzagen. Doch wie ehedem ist Jahwe selbst Israels König. Unter diesem König verbieten sich ängstlicher Kleinmut und lähmende Resignation. Genau in der Mitte der heutigen Lesung steht: „An jenem Tag wird man in Israel sagen: Fürchte dich nicht, Zion. Lass die Hände nicht sinken! Der Herr, dein Gott ist in deiner Mitte.“ Jetzt ist nur eines gefragt: die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk. Das ist Grund zur Freude auf beiden Seiten, denn Gott liebt sein Volk.

Der Aufruf zum Jubel bei Zefanja kann uns daran erinnern, dass es immer wieder der prophetischen Menschen bedarf, die jene, deren Augen und Ohren verschlossen sind, auf die Wirklichkeit der Gegenwart Gottes hinweisen.

„Juble, jauchze, freu dich und frohlocke, denn der Herr ist in deiner Mitte. Du hast kein Unheil mehr zu fürchten!“ Diese Frohbotschaft ist 2600 Jahre alt. Damals, zur Zeit des Zefanja, traf sie auf ein schwer gebeuteltes Volk, das sich erst wieder neu finden musste, das Ermutigung und neuen Halt brauchte. Und heute? Wie trifft die Botschaft uns?

In unserer Zeit machen wir doch ähnliche Erfahrungen wie der Prophet Zefanja. Gottes Gegenwart ist immer weniger greifbar. Sein Wort ist weitgehend ohne Bedeutung. Gott bleibt irgendwie und irgendwo in der Schwebe. Manchmal scheint der Glaube zu verdunsten. Und die Kirche, statt Leuchtturm zu sein, wird von Skandalen gebeutelt.

Advent bedeutet: Über unserem Leben und über dieser Welt liegt eine Verheißung. Wir ersehnen die Ankunft Gottes in unserer Mitte. Wir dürfen auf etwas hoffen, dass unser Leben heller und unser Herz leichter macht. Advent ist Einübung in die Zuversicht, dass der Wunsch nach Trost und Frieden kein leerer Traum ist. Gott selbst träumt diesen Traum mit. Gott selbst steht an unserer Seite. Er ist es, der uns in der Geburt seines Sohnes begegnet und unsere Sehnsucht mit seiner Sehnsucht in Berührung bringt.

Können wir dem alten Propheten die Verheißung glauben? Glauben, dass Gottes Liebe zu uns gilt und dass Gott in unserer Mitte ist? Wer beides nicht glaubt, braucht im Grunde nicht Advent und Weihnachten zu feiern. Wer es aber für möglich hält, hat jetzt schon allen Grund zur Freude.

Pastoralreferentin Regina Mettlach