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Der Brief an die Römer

Quelle: wikipedia

„Ich habe euch einen teilweise ziemlich kühnen Brief geschrieben“ (15,15), sagt Paulus in seinem Brief an die Römer. Dieser Brief ist das früheste unmittelbare Zeugnis für die Existenz christlicher Hausgemeinden in Rom. Wann diese entstanden sind und wer sie gegründet hat, ist unbekannt.

Der Römerbrief ist ein Schwergewicht unter den Paulusbriefen, nicht nur der Länge wegen, sondern auch wegen der angesprochenen Themen. Er ist eine Zusammenfassung der Theologie und Verkündigung des Paulus und wird auch als sein Testament bezeichnet. Schon in den frühen Handschriften des Neuen Testamentes steht er in der Sammlung der paulinischen Briefe am Anfang, obwohl es historisch gesehen wohl der letzte Brief ist, den Paulus verfasst hat. Er schreibt ihn im Winter 56/57 von Korinth aus. Er hält sich dort auf, bevor er seine Reise nach Jerusalem antritt, wo er die Kollekte der heidenchristlichen Gemeinden von Mazedonien überbringen will. Den Brief nach Rom lässt er durch die Diakonin Phöbe überbringen (Röm 16,1-2). Vermutlich soll Phöbe, als Vertraute des Paulus, den Brief auch näher erläutern.

Der Brief an die Römer hat einige Besonderheiten. Die übrigen Paulusbriefe sind an Gemeinden geschrieben, die Paulus selbst gegründet hat oder er schreibt an Einzelpersonen, mit denen er bekannt ist. Mit dem Römerbrief wendet sich Paulus an mehrere, jeweils eigenständige Hausgemeinden in Rom, die unabhängig von ihm in der Hauptstadt des römischen Weltreiches entstanden sind und deren Mitglieder er, bis auf wenige Ausnahmen, noch nicht persönlich kennt. Paulus wendet sich an sie alle nicht wie sonst üblich als „Gemeindeversammlung in Rom“, sondern an „alle, die in Rom sind, Geliebte Gottes, Berufene, Heilige“. Das lässt darauf schließen, dass es in Rom zu der Zeit noch keine übergreifende Gemeindebildung gegeben hat. Einzigartig ist auch die ausführliche Grußliste am Ende des Schreibens, in der Paulus 26 Personen, darunter 9 Frauen, grüßen lässt. Mit seinem Brief will er sich persönlich vorstellen. Er legt eingehend dar, wie er die Botschaft von Jesus Christus versteht und verkündigt. Paulus will später von Jerusalem aus nach Rom reisen und dann weiter nach Spanien (15,23f.28), um auch dort das Evangelium zu verkünden. Für diese Reise erhofft er sich von den Römern zu gegebener Zeit geistige und materielle Unterstützung (15,24).

Paulus legt in seinem Brief den Christen in Rom seine Theologie, seine ganze Überzeugung dar. Die Frage, die ihn umtreibt, ist: „Wie kommt der Mensch zum Heil?“ Nach einer langen Auseinandersetzung mit dem alttestamentlichen Gesetz und dem jüdischen Heilsweg kommt er zu dem Schluss: Wer Jesus als den Herrn bekennt und in seinem Herzen glaubt, „Gott hat ihn von den Toten auferweckt“, der wird gerettet werden und von Gott Heil erfahren. Der Glaube an den Auferstandenen, der den Tod überwunden hat, eröffnet den Blick in die Ewigkeit.

Die Botschaft von der Auferstehung ist unerhört, damals wie heute. Sie richtet sich an alle Menschen, gleichgültig ob Juden oder Nichtjuden, Männer oder Frauen, Sklaven oder Freie. Wer sie annimmt, wird gerettet werden, sagt Paulus. Er stellt von sich aus keinen Maßnahmenkatalog auf und verlangt keine frommen Praktiken. Seine Überzeugung: Gott kommt dem aus ganzem Herzen glaubenden Menschen bedingungslos entgegen. „Gerechtigkeit aus dem Glauben“ nennt Paulus das, im Gegensatz zur „Gerechtigkeit aus dem Gesetz“ bei Mose, wo es heißt: „Wer die Gebote tut, wird leben.“ In Tod und Auferstehung Jesu ist Gottes Heilshandeln an sein Ziel gelangt, insofern ist Jesus die Erfüllung des alten Gesetzes. Von nun an gibt es auch keinen Bereich mehr, der Gott fern wäre, keine Leidensgeschichte, die Gott fremd wäre. Das Heilshandeln Gottes umgreift die ganze Welt. Menschliche Grenzziehungen sind bedeutungslos geworden. Kein Unterschied mehr zwischen Juden und Griechen. Jeder, der um Gottes Willen nach Gott schreit, wird gerettet werden.

Am Beginn der Fastenzeit steht für viele Christen die Frage, wie sich diese Zeit nutzen lässt, um aus ihr einen Gewinn für den eigenen Glauben, für das eigene Leben zu ziehen. Der Text aus dem Römerbrief gibt uns dazu eine mögliche Zielangabe: Einen neuen Zugang finden zu Jesus, dem Auferstandenen, dem Lebendigen. Damit wir im Herzen glauben und mit dem Mund bekennen.

Pastoralreferentin Regina Mettlach