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Nachtcafé wünscht sich mehr Besucher

Jeden dritten Samstag im Monat bieten das Caritas-Altenzentrum St. Martha und die Malteser das Nachtcafé an, bei dem Menschen mit Demenz betreut werden und ihre pflegenden Angehörige die Zeit für sich nutzen können.

Hilde Fischer ist schon immer ein geselliger Mensch gewesen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Umso mehr genießt die Seniorin seit gut einem dreiviertel Jahr regelmäßig die muntere Runde, die sich im Nachtcafé des Caritas-Altenzentrums St. Martha zusammenfindet. Ihre Tochter Gabriele Moosbauer-Fischer hat sie gebracht und holt sie am Ende des Nachtcafés wieder ab. Das Angebot gibt es seit fünf Jahren und ermöglicht den  Angehörigen demenzkranker Menschen einmal einen Abend nach ihren Bedürfnissen auszurichten, und bringt für Betroffene besondere Stunden in Geselligkeit.

Mehr Menschen würde Jana Herbert gerne im Gemeinschafstraum der Tagespflege in St. Martha zum Nachtcafé begrüßen. Durchschnittlich nehmen fünf Frauen und Männer teil. Die Leiterin der Sozialen Betreuung in der Einrichtung hatte den Anstoß für das Angebot gegeben. Das Nachtcafé ist aus ihrer Prüfungsarbeit entstanden, die sie während ihrer Fortbildung zur Fachkraft für Gerontopsychiatrie schrieb. „Damals ist mir aufgefallen, dass es zwar viele Aktivitäten gibt, aber der Abend fehlte in der Entlastung der Angehörigen“, erklärt  Jana Herbert den Grundgedanken. In Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst wurde das Konzept schließlich in Form gebracht und in die Tat umgesetzt.

An jedem  dritten Samstag im Monat wird seitdem die Gemeinschaft gepflegt. Demenzbegleiter der Malteser sind stets integriert. „Der Personalschlüssel ist wirklich super“, freut sich Jana Herbert. Auf einen demenzkranken Gast komme in der Regel ein Betreuer. „Abrechenbar ist die Teilnahme über die zusätzlichen Betreuungsleistungen“, erklärt die Mitarbeiterin.

Hilde Fischer ist mit ihren 95 Jahren aktuell die Älteste der Gruppe demenzkranker Menschen. Ihre Tochter Gabriele Moosbauer-Fischer ist froh über die gewonnenen Freiräume, bewältigt sie doch im Alltag die Pflege ihrer Mutter alleine. Vom Nachtcafé habe sie erst erfahren, seit Hilde Fischer in der Tagespflege ist, merkt die Speyererin an und appelliert an die Veranstalter, das Angebot nach außen stärker bekannt zu machen.

Während sie ihre Mutter in guten Händen weiß, kann Gabriele Moosbauer-Fischer sich beruhigt mit Freundinnen zum Shoppen oder im Café treffen, am Rhein spazieren gehen oder ein paar Bahnen im Freizeitbad schwimmen. „Irgendwann merkt man selbst, dass man raus muss“, betont die Speyererin. Die Anforderungen der Pflege zehren, weiß sie. Und die dringend nötige Auszeit, die sich während des Nachtcafés ergibt, sorgt für neue Luft zum Atmen, freut sie sich.

Freude bereitet die Tochter vor allem, wie gut ihre Mutter integriert ist ins Geschehen. „Draußen spüren wir oft Hemmschwellen bei Begegnungen mit Menschen. Im Nachtcafé wird sie so angenommen wie sie ist“, macht Gabriele Moosbauer-Fischer deutlich. Und ihre Mutter hat sichtlich Spaß in der Runde. Gerne lässt sie sich im Rahmen ihrer körperlichen Kräfte zum Mitmachen von den Akteuren der Tanzgruppe „Schiri Li Kineret“ animieren, die diesmal zu Gast ist.

„Wir versuchen, bedürfnisorientierte Abende zu gestalten“, unterstreicht Jana Herbert. Die Nachtcafés beinhalten unter anderem Auftritte von Zauberern und Chören oder Besuche einer Eisdiele oder des Brezelfestes. „Die Leute lassen sich gerne animieren“, verrät die Caritas-Mitarbeiterin, die das Nachtcafé gemeinsam mit Bianca Knerr-Müller vom Malteser Hilfsdienst federführend organisiert. Die Feinmotorik wird beim gemeinsamen Kochen geschult. Möhren schnippeln, Kartoffelbrei rühren, Salat würzen – bei allem werden die Senioren mit einbezogen.

Die positiven Rückmeldungen der Angehörigen, die durch das Nachtcafé ein wenig Entlastung von der häuslichen Pflege erfahren und sehen, dass es ihrem Vater oder ihrer Mutter guttut, bestärken die Verantwortlichen, das Angebot aufrecht zu erhalten. Der einzige Wunsch ist, eine wachsende Nachfrage, um noch mehr Betroffenen und ihren Angehörigen ein paar schöne Stunden ­bereiten zu können.

Das Nachtcafé findet jeden dritten Samstag im Monat, 17 bis 21 Uhr, in den Räumen der Tagespflege des Caritas-Altenzentrums St. Martha (Schützenstraße 18c) in Speyer statt. Informationen: Jana Herbert, Caritas-Altenzentrum St. Martha, Telefon 06232/135-1501, E-Mail: jana.herbertcbs-speyerde  oder Bianca Knerr-Müller, Malteser Hilfsdienst, Telefon 06232/6778-20, E-Mail: bianca.knerr-muellermalteserorg ; Infos: www.st-martha-cbs-speyer.de 

Text und Bilder: Caritasverband für die Diözese Speyer