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Der Liebe Gottes glauben

Foto: Gallus Tannheimer

Glauben Sie an Gott?

Ich weiß, laut Knigge spricht man über den Glauben genauso wenig wie über Geld und Politik.

Aber stellen Sie sich doch einmal vor, sie stünden heute an der Bushaltestelle und jemand würde Ihnen diese unkonventionelle Frage stellen.

Was würden Sie antworten?

Nehmen wir einmal an, Sie würden mit „Ja“ antworten. Und nehmen wir weiter an, Ihr Gesprächspartner gäbe sich mit dieser Antwort noch nicht zufrieden, sondern würde weiterfragen: „Und was bedeutet der Glaube an Gott für Sie?“

Was würden Sie darauf antworten?

Manche Menschen sagen: „Man mag ja an Gott glauben. Aber Glaube ist nicht Wissen. Nur glauben zu müssen, ist mir zu wenig, ich will wissen!“

Dahinter steckt die Auffassung, dass Glaube der Gegensatz von Wissen sei. Aber ist er das tatsächlich? In einem Buch über Glaubensfragen Jugendlicher fand ich ein schönes Beispiel, das zwei ganz verschiedene Bedeutungen von Glauben veranschaulicht: Wenn ein Fallschirmspringer kurz vor dem Absprung aus dem Flugzeug fragt: „Ist der Fallschirm auch sorgfältig und sicher gepackt worden?“, und der dafür Zuständige im Flugzeug antwortet ihm mit einem beiläufigen „Ach, ich glaube schon“, so wird dem Fallschirmspringer diese Vermutung kaum als Antwort reichen. Denn er will wissen, ob der Fallschirm sicher gepackt ist. Wenn er aber einen guten Freund gebeten hat, den Fallschirm zu packen, und er diesen Freund fragt: „Ist der Fallschirm sorgfältig zusammengelegt worden?“, und dieser ihm antwortet: „Ja, das habe ich persönlich gemacht. Du kannst mir vertrauen“, dann wird der Fallschirmspringer darauf antworten: „Das glaube ich Dir.“

Bei dieser Art von Glauben handelt es sich also nicht nur um ein bloßes Vermuten, dass etwas so oder so ist. Bei dieser Art von Glauben geht es um persönliches Vertrauen.

Auf die Frage „Was bedeutet der Glaube an Gott für Sie?“ würde ich genau in diesem Sinne antworten: „Dass ich Gott vertraue.“ Glaube an Gott bedeutet für mich, in einer vertrauensvollen Beziehung zu Gott zu leben, mich ihm ganz anzuvertrauen.

Der Apostel Johannes fasste den Kern seines Glaubens an Gott in dem Satz zusammen: „Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und ihr geglaubt.“ (1 Joh 4,16)

Der Liebe Gottes zu mir glauben… „Wie gerne würde ich das können!“ werden Sie nun vielleicht denken.

Was können Sie da tun? „Machen“ können Sie ein solches Vertrauen ohnehin nicht. Um herauszufinden, ob Sie jemandem vertrauen können, müssen Sie Zeit mit ihm verbringen. Damit Ihr Glaube an Gottes Liebe wachsen kann, braucht es Zeit. Zeit allein mit Gott. Daheim. In der Natur. Im Gottesdienst. Vielleicht auch in einer Kirche, die auf Ihrem Arbeitsweg liegt oder an der Sie in der Mittagspause vorbeikommen.

Und wenn Ihr Gesprächspartner Sie dann fragt, warum Sie eigentlich immer dorthin gehen: Wer weiß, vielleicht können Sie dann sogar einmal ganz unkonventionell antworten: „Weil ich der Liebe Gottes zu mir glaube.“

Mareike Jauß