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Trauer um Pfr. Hubert Ehrmantraut

 

Adieu, Hubert (Ehrmantraut) - von Dompfarrer Matthias Bender

Lieber Hubert, bei Deiner Primiz 1973 bin ich Dir zum ersten Mal bewußt begegnet. Ich war damals 17 Jahre alt und suchte selbst nach meinem Weg. Ich habe wenig Erinnerung an diesen feierlichen Gottesdienst. Doch als Zweibrücker Junge hat mich Deine erste Heilige Messe in der Heimat bewegt. In der Jugendarbeit bin ich Dir dann in Pirmasens begegnet, damals warst Du Kaplan in St. Anton. Jugendarbeit war von Anfang an Dein Steckenpferd, Deine Leidenschaft. Als ich 1991 nach Speyer kam, um in der Jugendseelsorge sowie in der Berufungspastoral zu wirken, wohnte ich im Gebiet von St. Joseph. Ab und zu besuchte ich Deine Gottesdienste und hörte gern Deine Predigten. Du hast mit Vorliebe aktuelle Themen aufgegriffen und den biblischen Sinn dazu geöffnet. Der Bezug zur Heiligen Schrift war Dir stets wichtig, dazu passten die Gottesdienste am Mittwoch in der Seitenkapelle mit Schriftgespräch. Schon damals wurde ich bisweilen in den Kreis der Speyrer Pfarrer eingeladen, zum Beispiel zu den Abschlussandachten beim Großen Gebet und dem anschließenden gemütlichen Beisammensein. Bischof Dr. Anton Schlembach nahm nach seiner aktiven Zeit mit Freude daran teil und lobte die Zusammengehörigkeit der Speyrer Pfarrer. Bei solchen Anlässen erzähltest Du mit einem Schmunzeln die verschiedenen Anlässen, bei denen Du zu Bischof Anton gerufen wurdest. Nach einer ehrlichen Aussprache habt Ihr die Friedenszigarre geraucht. Deine Mutter hat Dich ein Leben lang begleitet. Als Du fast noch ein Kind im Zeltlager eine Blutvergiftung erlitten hattest und abenteuerlich ins Krankenhaus gebracht wurdest, da erschien Deine Mutter. Als erste Reaktion rief sie aus:“Ach Bub, wie dreckig sind Deine Füße!“. Du hast vieles überstanden; denn Du warst ein Typ, stark wie ein Fels. Emotionen hast Du zurückgehalten, cholerisch konntest Du trotzdem sein, wenn Dir etwas nicht passte. Zumeist aber überzeugtest Du durch Deine kurzen Antworten: „Jo!“ Dein Ja drückte eine Selbstverständlichkeit aus, um die man nicht groß werben musste. Deinen Dienst, Armen und Kranken beizustehen und Menschen bei Taufen und Trauungen zu begleiten, hast Du ohne große Worte übernommen. In die Gemeinschaft der Speyrer Pfarrer wurde ich als Dompfarrer sofort aufgenommen. Wirklich wunderbare Erfahrungen schenkten mir unsere Fahrten nach Pfingsten. Da fuhren wir quer durch Europa. Erwin Bersch war der geborene Reiseleiter und geistlicher Anreger, Du hieltest das Steuer in der Hand und konntest Dich auf erstaunliche Weise konzentrieren, bis wir das Ziel erreichten. Unser Austausch sowie die immer wieder erbaulichen Erzählungen vieler Abenteuer auf den Fahrten waren kurzweilig und von gegenseitiger Freundschaft geprägt. Gemeinsam gingen wir den Weg zusammen mit unseren Teams und unseren wunderbaren Ehrenamtlichen auf die Bildung der neuen und alten Dompfarrei Pax Christi. Auf diesem Hintergrund hat mir Dein Wort bei Deiner Verabschiedung viel bedeutet: „Lasst den Matthias nicht allein, unterstützt ihn, er ist mein Freund.“ Solche Aussagen kamen selten aus Deinem Mund. Umso mehr hatte es Gewicht in meinem Herzen. Dafür bin ich Dir dankbar. Bei Deiner Verabschiedung hast Du etwas Wichtiges preisgegeben: Du hast in all den Jahren die Rufe der Kinder aus den Kitas, da komme unser Pfarrer, als Glücksmomente erfahren. Durch Deine mächtige Gestalt und den imponierenden Bart warst Du für viele eine väterliche Figur voller Kraft und Güte. Das ist sehr berührend, da Du selbst Deinen eigenen Vater nicht wirklich kennenlernen durftest. St. Joseph und Du als jahrzehntelanger Pfarrer, da schwingen viele Erinnerungen, schöne und schmerzhafte, in unseren Herzen. Dafür bin ich wie viele Dir sehr dankbar und bleibe Dir im Vertrauen auf Gott tief verbunden.
Dein Matthias

 

Abschied von Pfarrer Hubert Ehrmantraut

Pfarrer Ehrmantraut hatte ein ausgezeichnetes Gespür für die jeweils aktuelle Situation und konnte in den Gottesdiensten auf die jeweilige Gemeinde zugehen. Zum Beispiel fand er bei seiner Ankunft im Jugendkeller einen Mediationsraum vor, in dem die Jugend jeden Mittwochabend eine Meditation abhielt. Er griff den Gedanken auf, indem er daraus eine Eucharistiefeier mit Bibelgespräch und Kommunion mit Brot und Wein für die ganze Gruppe machte. Eine Tradion, die über Jahrzehnte Bestand hatte und später in die Seitenkapelle verlagert wurde. Einen enormen Zuspruch hatten die Kindergottesdienste sonntags und die jährliche Krippenfeier. Beeindruckend war seine Begabung auch bei für unsere Ohren schwierigen Lesungen, die Botschaft vom liebenden Gott herauszukristallisieren.

Besonders am Herzen lag ihm das jährlich von der KJG veranstaltete Zeltlager. Ab 1979 bis zu seinem „Ruhestand“ war er in jedem Jahr teil des Teams. Seinen guten „Draht“ zu Kindern und Jugendlichen zeigte sich auch durch das besondere Verhältnis zu den Kindern in der neben dem Pfarrhaus gelegenen Kita St. Joseph. Sobald er beim Verlassen des Pfarrhauses gesichtet wurde, wurde er auch lautstark begrüßt. Generationen von Kindern können von Gesprächen über den Zaun berichten, für die er sich ,wann immer der Terminplan es erlaubte, Zeit nahm. Als er in den Ruhestand ging sagte er „Besonders die Kinder werden mir fehlen“!

Pfarrer Ehrmantraut war in schwierigen Situationen immer ansprechbar und während dieser Zeit schien es nichts Wichtigeres auf der Welt als eben dieses Gespräch zu geben, auch wenn er danach sein großes Improvisationstalent einsetzen musste um das Versäumte wieder zurechtzurücken. Bei aller Spontanität waren ihm die Zeiten der regulären und außerplanmäßigen Gottesdienste immer wichtig und hier pünktlich zu sein, hatte einen hohen Stellenwert.

Seine persönlichen Freundschaften mit den protestantischen Dekanen, Herrman, Jakob und Jäckle strahlten aus auf die gute nachbarschaftliche Beziehung zur Gedächtniskirchengemeinde. Über viele Jahre besuchte er zusammen mit etlichen Gemeindemitgliedern an einem Sonntag den Gottesdienst in der Gedächtniskirche.

Er hat immer wieder gesagt, dass er, bevor er nach Speyer kam, als Pfarrer nichts bauen wollte. Aber in St. Joseph war die Situation anders. Wenige Wochen vor seinen Amtsantritt begannen die Umbauarbeiten des ehemaligen Kapuzinerklosters zum Ägidienhaus. Es folgten Baumaßnahmen in den Kitas und die große Kirchenrenovierung und der Bau einer neuen Orgel. Schließlich wurde auch noch der Kirchvorplatz neu gestaltet.

Pfarrer Ehrmantraut kannte alle baulichen und technischen Details des Gebäudekomplexes in St. Joseph. Viele kleine und große Reparaturen hat er einfach selbst ausgeführt. Unvergessen die große Kirchenrenovierung bei der er persönlich den vergoldeten Hahn auf die Spitze des rechten Turms setzte.

Pfarrer Hubert Ehrmantraut hinterlässt in der Gemeinde ein Vermächtnis, das in den Herzen der Gemeindemitglieder weiterlebt. Die Gemeinde St. Joseph verliert mit ihm einen Seelsorger, dessen Mitgefühl und Integrität unvergessen bleiben. Möge er in Gottes Frieden ruhen.

Der Gemeindeausschuss St. Joseph


Weitere Erinnerungen an Pfr. Ehrmantraut:

Hubert Ehrmanntraut war Seel-Sorger im wahrsten Sinne des Wortes. Er war nah bei uns, gerade in Krisenzeiten. Dabei waren ihm die Botschaft Jesu Christi wichtiger als manche Kirchengesetze, die nicht den Menschen dienen wie beispielsweiseder Segen für ein gleichgeschlechtliches Paar, welches in Liebe zueinander steht. Dass das Gewissen oberste Instanz ist durfte ich von ihm lernen.

von Andreas Lutz

 

Zu Erntedank 1988 nahm ich an meinem ersten katholischen Gottesdienst in Speyer teil. Ich war erstaunt, dass im Kirchenfoyer eine Statue von Martin Luther stand. St. Joseph wurde zu dieser Zeit renoviert und die Pfarrgemeinde fand Gastfreundschaft in der protestantischen Gedächtniskirche. Pfarrer Hubert Ehrmantraut lebte auch in der Ökumene. Regelmäßige Besuche zwischen den Nachbargemeinden belebten das Verständnis für beide Gottesdienstformen.

von Dr. Thomas Kapp

 

Ich bin Herrn Ehrmantraut sehr dankbar. Er hat meine Familie und mich fast mein ganzes bisheriges Leben begleitet und geprägt,sei es bei Kommunion , Firmung, Zeltlager, Jugendarbeit, auch später bei der Hochzeit und der Taufe unserer Tochter. Er hat uns gezeigt, das Glauben lebendig sein kann und über Grenzen und Normen reicht. Durch seine offene Art, seine Toleranz und unkonventionelle , weltoffene Haltung hat er mich in der Pfarrei verwurzelt und in der katholischen Kirche gehalten. Meine Familie und ich haben Herrn Ehrmantraut sehr geschätzt. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten. 

von Christiane Gehring und Frank Müller und Anna

 

Pfarrer Ehrmantraut hatte ein großes Herz und ganz besonders für alle Kinder. Als junge Familie konnten wir ganz entspannt am Gottesdienst teilnehmen, selbst wenn die Kinder mal etwas unruhiger waren hat er sie immer sehr freundlich und persönlich willkommen geheißen. z.B. schön, das du da bist wenn sie etwas lauter waren oder Kirchenschlaf ist der gesündeste, wenn sie mal eingeschlafen sind. Die Gottesdienste bei Taufen und Erstkommunion waren sehr kindgerecht und haben trotzdem auch uns Erwachsene angesprochen. Meine Schwestern haben mich immer um "unseren" Pfarrer beneidet.
Als unser erwachsener Sohn Hilfe brauchte wollte er gleich mit Pfarrer Ehrmantraut sprechen. Der hat sich auch sofort Zeit genommen und es war ein sehr gutes Gespräch, das uns und unserem Sohn gut getan hat.
Wir sind Pfarrer Ehrmantraut von Herzen dankbar für die schöne Zeit mit ihm.

von Gabriele und Wolfgang Weiter

 

Ja, Hubert Ehrmantraut war ein Seelsorger, der sich um die Seele des anderen kümmerte. Schon seit Jahrzehnten wird in der Kirche (vgl. römisch-katholisch) gefragt, was das Selbstverständnis des Priesters sei. Bis heute wird um diese Frage gerungen – auch und gerade im Vertrauensverlust der Kirchen. Hubert, im Studium von den sog. 68er Jahre geprägt, suchte ebenfalls nach Antworten. Und er erfand sie und setzte sie um in der Seelsorge – in den Begegnungen mit den Menschen.

Dabei war für ihn prägend:  

- Eine mutige Theologie umsetzen,

- verständlich argumentieren und predigen,

- die Kernsätze des Glaubens ins heute bringen,

- Experimentell in der Pastoral agieren,

- etwas Anderes – Neues ausprobieren

  und vor allem nahe am Menschen sein, in seinen Bedürfnissen – keine Schubladen-Antworten geben…  

Seine Art „Priester zu leben“ hat mich als Jugendlicher gleich zu Beginn seines Wirkens in Speyer begeistert. Mittwochs trafen sich Jugendliche und junge Erwachsene im Jugendkeller St. Joseph. Hubert feierte mit uns die Eucharistiefeier, experimentierte verschiedene Formen eines Gottesdienstes. Ein breiter Raum nahm das Gespräch mit ihm ein – ein Forum, Glauben neu zu entdecken. Diese Art und Weise bewog mich, auch den theologischen Weg einzuschlagen. Hubert unterstütze mich dabei – mit Anregungen und mit Hinweisen auf mögliche Schwierigkeiten. Auch nach meiner Priesterweihe war er für mich ein wertvoller Begleiter. Was mich auch heute noch fasziniert wie er versuchte, die Gottesdienste bewusst zu feiern (vor allem wenn die Gottesdienste dicht aufeinander folgten). Es war seine Art der Spiritualität den priesterlichen Dienst zu leben.  

Hubert – Du bist jetzt dort angekommen – wovon Du mit Liebe und Begeisterung gepredigt hast.    

von Nikolaus Bachtler, Bellheim

 

Er war ein Mann mit festem moralischem Kompass, der nicht aus Rom ferngesteuert war.

von Friederike Korn

 

Unsere Schulgemeinschaft trauert um Pfarrer Hubert Ehrmantraut. Er war hoch geschätzter Kollege und mit offenem Ohr und offenem Herzen den Schülerinnen und Schülern und uns Lehrerinnen und Lehrern zugetan. Sein freier Geist, der ihn motivierte, immer wieder neue Formen zu finden, um den Glauben an Gott zeitgemäß zu verkünden, fehlt uns. Allen Verwandten, Freundinnen und Freunden, die um Pfarrer Ehrmantraut trauern, wünschen wir Trost im Wissen um die Hoffnung, auf die er immer setzte: Die Hoffnung auf einen tröstenden Gott, ein besseres Morgen, auf Zukunft und Ewigkeit.
Die Fachschaften Religion und Ethik des Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasiums in Speyer

 

 

„Vom Anfang bis zum Ende hält Gott seine Hände“

Unser gemeinsames Lieblingslied

 Hubert Ehrmantraut

Pfarrer Ehrmanntraut war unser Jahrzehnte langer Träger unserer Einrichtung.

Für viele von uns war er viel mehr als das. Er hatte immer ein offenes Ohr, war Seelsorger, Gestalter unzähliger Feste und Feiern mit den Kindern und uns.

Ob Nikolaus, Erntedank, St. Martin, Gottesdienstbegleiter, Geschichtenerzähler und vieles mehr war er allen bekannt.

Da er im Pfarrhaus neben der Kita bis 2016 wohnte, waren die Rufe der Kinder: „Hallo Herr Pfarrer“ täglich laut zu vernehmen.

Er war Mitbegründer der ersten Waldgruppe St. Joseph, eröffnete mit uns die Außengruppe in St. Martha und hat sich für die gesamte Kita in der Stadtund in der Politik stark gemacht.

Wir sind sehr dankbar für die lange, intensive, engagierte und liebevolle Begleitung.

Der Kindergarten St. Joseph

 

Sehr gerne denke ich an die Vorbereitungsabende für die Firmgruppen zurück und an die Firmfreizeiten, mit noch über 120 Firmbewerbern.

Es waren Begegnungen mit Menschen, die sich mit Glaubensfragen auseinandersetzten.

Pfarrer Ehrmantraut stellte sich allen kritischen Fragen, religiösen, wie politischen, die der Jugendlichen, wie auch unseren und oft provozierte er, um aus verschiedenen Blickwinkeln die Sache zu erörtern.

Heiße Diskussionen gab es bis spät in die Nacht, wunderbar und belebend.

Es war ein Ort, wo Glaube in aller Freiheit gelebt werden konnte, wo Glaube im Leben gegriffen hat und wo Leben aus dem Glauben ganz authentisch im Alltag  sichtbar werden konnte.

Dieses lebendige Glaubensleben und Engagement war spürbar in der Gemeinde und in den Gottesdiensten, die wir alle mitgestalten durften.

 

Sehr gerne gingen wir, auch mit den Kindern in die Frühschichten, mit anschließendem Frühstück.

Ein Morgenimpuls für den Tag, lässt den ganzen Tag ganz anders beginnen.

Später am Arbeitsplatz als Religionslehrerin in der Schule flossen die Gedanken ein und oft konnten kritische Situationen mit Schüler*innen aus der Botschaft des Glaubens um des Menschen willen, besser gelöst werden.

Glauben und Leben war eins in Familie und im Alltag!

Ich bin Pfarrer Ehrmantraut unendlich dankbar für die Offenheit, für das Zulassen aller Fragen und für das Gespür, was Menschen bewegte.

von Helene Schmitt