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Kolping-Gesprächsabend zur Familiensynode

„Familie ist und bleibt unverzichtbar“, ein Zitat von Richard von Weizsäcker, steht als Leitwort über dem Programm der Kolpingfamilie Speyer 1860 für das erste Halbjahr 2016. Bei einem Gesprächsabend im Rahmen dieses Leitworts referierte am 26. Januar 2016 Diplom-Theologe Dr. Christoph Götz vom Herz-Jesu-Kloster Neustadt zum Thema „Zwischen Erwartungen und Zuversicht – Verlauf und Ergebnisse der Familiensynode 2016.

Ausgehend von einer Situationsbeschreibung der heutigen Familie aus soziologischer und pastoraler Sicht umriss der Referent die Aufgabenstellung der Familiensynode, deren Ergebnisse gemäß dem Kirchenrecht nicht in einem Beschluss, sondern nur in eine empfehlende Zusammenfassung habe münden können. Die Schwierigkeit, eine einheitliche Linie zu schaffen, habe sich vor allem darin gezeigt, dass die Lehre der Kirche über Familie und Ehe von den konservativen Kräften als statisch, d.h. faktisch unveränderlich, von den „Progressiven“  dagegen als nicht statisch, d.h. – aktuell betrachtet – der Barmherzigkeit verantwortlich, dargestellt worden sei und noch werde.

Berechtigte Kritik sei an den beiden vorbereitenden Fragebogenaktionen geübt worden. Schon der erste Fragebogen, der übrigens nur an ausgewählte Adressaten geschickt worden sei, habe mit seinen sperrigen, überfrachteten und zum Teil unverständlichen Fragen und seinem zahlenmäßig dürftigen Rücklauf den folgenden zweiten Fragebogen (mit verschwindend geringem Rücklauf) eigentlich überflüssig gemacht.

Die Zwischenberichte der Sprachgruppen und der Schlussbericht hätten deutlich gemacht, dass kirchliche Verlautbarungen sich gerne auf vorangegangene päpstliche Rundschreiben oder sonstige mehr oder weniger verbindliche amtliche Äußerungen, in diesem Fall auf „Familiaris Consortio“ von Joh.Paul II. (1981) beriefen. Die dort vorgegebene Linie sei im Schlussbericht nicht deutlich überschritten oder verlassen worden. Das Angebot der Kirche, Familien und Ehen, die in  „irregulären“ Verhältnissen lebten, nicht zurückzustoßen und pastoral durch Zuwendung und auch in Barmherzigkeit zu begleiten, löse nicht die Probleme z. B. der wiederverheirateten Geschiedenen.

Die von Papst Franziskus angestrebte Dezentralisation von juristischen und pastoralen Entscheidungen in Sachen Ehe und Familie weg von der römischen Ebene hin in die Verantwortung der Bistümer und Bischöfe führe schließlich dazu, dass Problemfälle in der Praxis letztlich auf unterster Ebene dem zuständigen Pfarrer anheimfielen. Dr. Götz gab zu bedenken, dass ein Pfarrer, der seiner Kirche und deren Lehre Treue gelobt habe, sich nicht einfach unter Berufung auf die Barmherzigkeit über rote Linien der Lehre hinwegsetzen und sich auf einen Wettlauf um den barmherzigsten Pfarrer einlassen könne. Man müsse allerdings auch fragen, ob solche roten Linien nicht präventiv  aus Angst gezogen worden seien, der Heilige Geist könne abweichende Ziele verfolgen.

Die anschließende Diskussion zeigte, welche Schwierigkeiten manche der 40 Zuhörer z. B. mit der Verweigerung des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene haben; man dürfe sich schließlich auch auf die Gültigkeit der eigenen Gewissensentscheidung berufen. Tröstlich bleibe, dass nach den Worten von Kardinal Marx, die Türen nicht zugeschlagen, sondern weiterhin offen seien, d.h. dass die Lehre sich unter der Führung des Geistes Gottes in der Praxis der Barmherzigkeit weiter entwickeln könne.

Franz Philipp