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Sayonara und Gottes Segen!

Kaplan Tobias Heil verlässt Speyer und wird Kooperator in der Pfarrei Bad Bergzabern Hl. Edith Stein

Mein geliebtes Japan schien mir so entfernt wie noch nie und noch nie haben sich die 9000 Kilometer so weit angefühlt, als ich diese Worte Ende April diesen Jahres schrieb. Schon einmal hat sich Japan zum eigenen Schutz von der Außenwelt abgeriegelt. Es war in der sogenannten Edo-Ära vom frühen 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Alle Häfen des Inselreichs im Osten waren für ausländische Schiffe gesperrt, nicht aus Angst vor einer Seuche, sondern aus Angst vor kultureller Einflussnahme; auch aus Angst vor dem Christentum und seinen Teilen der japanischen Kultur widersprechenden Werten und Vorstellungen.

Während die Häfen geschlossen waren, blieben die Torii, die Tore zu den Schreinen der japanischen Volksreligion Shinto geöffnet, wie das Tor auf dem Bild, das Torii zum Itsukushima-Schrein auf der gleichnamigen Insel, die aber meistes Mija-Jima, Schreininsel, genannt wird. Ein Torii ist das Erkennungszeichen eines jeden Shinto-Schreins und markiert die Grenze zwischen profanem, also weltlichem und heiligem Bereich. Sie stehen in der Regel alleine, ohne Mauer, sowohl am Beginn des Schreinbezirks, der nicht selten auch Wald und Garten umfasst, wie auch unmittelbar vor dem Schrein-Heiligtum als Zeichen für die besondere Präsenz des göttlichen an diesem Ort.

Mich erinnern diese Tore an die Aussagen Christi über das Reich Gottes: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es! oder: Dort ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lk 17,20) Auch wenn das Reich unbegrenzt ist und nicht festlegbar, so ist es doch offensichtlich nicht überall gleichermaßen und es braucht auch immer wieder Zeichen, die mich daran erinnern, dass es bereits in der Mitte unserer Welt angekommen ist, auch wenn es sich immer der Festlegung entzieht. Im Gegensatz zum Shinto-Glauben, der von einer Unzahl göttlicher Naturgeister ausgeht, die in den Schreinheiligtümern, oft auch Felsen oder Bäumen, hausen, glauben wir Christen an einen Gott, der zwar in seiner ganzen Schöpfung gegenwärtig ist, aber eben nicht darauf beschränkt oder daran gebunden, dessen Wort jedoch Mensch geworden ist. Der höchste Gott wurde ein sterbliches Wesen. Dieser Glaube überdauerte die Jahrhunderte der Isolation und Verfolgung in der japanischen Diaspora und als Ende des 19. Jahrhunderts wieder Missionare in den Südwesten Japans kamen, waren sie überrascht, dort lebendige kleine christliche Gemeinschaften zu entdecken, die über Jahrhunderte ihren Glauben gelebt hatten, notgedrungen ohne Bischöfe und Priester. Diese waren alle getötet, gefangengenommen oder ausgewiesen worden. Jahrhunderte in denen der Hunger nach dem lebendigen Brot, nach der Eucharistie wachgeblieben war.

Eine Parallele auch zu unserer Zeit der Isolation und Restriktion? Ich hoffe, dass diese Zeit bald zu Ende geht, keine 250 Jahre andauert und wir wieder die Türen weit öffnen können für die Feier des Herrenmahls ohne Abstand, ohne Beschränkungen, ohne Angst vor einer Ansteckung. Ich hoffe aber auch bald wieder an der Pazifikküste Japans zu stehen und dem Siegeszug des Lichts der Welt zuzuschauen im Land der aufgehenden Sonne.

Und ich hoffe auch auf ein Wiedersehen mit Ihnen, liebe Schwestern und Brüder. Meine Zeit in Speyer endet am ersten Augustwochenende und etwas Neues beginnt. Der Einsatz an neuer Stelle als Kooperator in Bad Bergzabern greift schon vor: Termine sind zu machen, Absprachen zu treffen, aber auch die Zeit hier in Speyer wird an meiner neuen Stelle anwesend sein in den schönen Begegnungen, Freizeiten mit unseren Jugendgruppen, Gottesdiensten, die mir in den letzten Jahren von Ihnen geschenkt wurden und die ihren festen Platz in meinem Herzen haben. Dafür danke ich Ihnen und Gott. Und so markiert zwar der 1. August eine Grenze zwischen Altem und Neuem, Speyer und Bad Bergzabern, aber trotzdem bleiben wir verbunden, im Herzen wie im Gebet. Auch dafür steht für mich das Torii.

Sayonara und Gottes Segen, Ihr Kaplan Tobias Heil