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Ostergruß Pfarrer Bender

„Ich wünsche Ihnen die Sehnsucht und die Erfüllung dieser Sehnsucht, dass der lebendige Christus Mitte unseres Lebens, unserer Zeit, unseres Herzens und unserer Beziehungen sei und werde.“

Liebe Leserinnen und Leser unseres Newsletters,
liebe Mitglieder der Pfarrei Pax Christi,


2021 mutet uns nochmals ein Osterfest mit harten, ungewöhnlichen Einschränkungen zu. Wie können wir Ostern feiern, ohne zusammen zu kommen, ohne Halleluja zu singen, ja zu schmettern? Immerhin ist das leise Singen der Seele coronagemäß, erlaubt und hoffnungsvoll geboten.
Neben den biblischen Ostergeschichten kreuzt mein Leben immer wieder eine kleine Geschichte, die sich in vielen Sinnbüchern finden lässt, ohne dass ich bisher den Namen des Verfassers erfahren habe. Ich möchte Ihnen diese Geschichte weiter schenken, für mich ist sie eine Ostergeschichte.


Der Titel lautet: Zwölf Uhr mittags.
Dem Pfarrer einer Stadt im Süddeutschen fiel ein alter, bescheiden wirkender Mann auf, der jeden Mittag die Kirche betrat und sie kurz darauf wieder verließ. Eines Tages fragte er den Alten, was er denn in der Kirche tue. Der antwortete: „Ich gehe hinein, um zu beten.“ Als der Pfarrer verwundert meinte, er verweile nie lange genug in der Kirche, um wirklich beten zu können, sagte der Besucher: „Ich kann kein langes Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um zwölf und sage: Jesus, hier ist Johannes.“ Eines Tages musste Johannes ins Krankenhaus. Ärzte und Schwestern stellten bald fest, dass er auf die anderen Patienten einen heilsamen Einfluss hatte. Die Nörgler nörgelten weniger, und die Traurigen konnten auch mal lachen. „Johannes“, sagten sie, „du bist immer so gelassen und heiter.“ „Ach“, winkte Johannes ab, „dafür kann ich nichts. Das kommt durch meinen Besucher.“ Doch niemand hatte bei ihm je Besuch gesehen. Er hatte keine Verwandten und auch keine engeren Freunde. „Dein Besucher?“, fragte eine Schwester, „Wann kommt der denn?“ „Jeden Mittag um zwölf. Er tritt ein, steht am Fußende meines Bettes und sagt: „Johannes, hier ist Jesus.“


Ich wünsche Ihnen die Sehnsucht und die Erfüllung dieser Sehnsucht, dass der lebendige Christus Mitte unseres Lebens, unserer Zeit, unseres Herzens und unserer Beziehungen sei und werde. Dabei mögen sie die Erfahrung machen, dass Beten einfach ist. Einfach und aufrichtig sagen „Jesus, hier bin ich“ ist ein kraftvolles, ehrliches und liebevolles Gebet. Regelmäßigkeit schenkt dem Gebet und unserem Schweigen Tiefe. Gebet ist Ausdruck unserer Hoffnung auf die Auferstehung und gibt dem lebendigen Wort in uns Raum. Frucht des Gebetes sind der Frieden in Gott, der Frieden mit uns selbst und mit allen anderen Schwestern und Brüdern.


Diese Geschichte spielt am Ende in einem Krankenhaus und verschweigt nicht die Erfahrung des Alleinseins. Dankbar sind wir in diesen Tagen verbunden mit unseren Kranken, den Sterbenden und mit den Frauen und Männern in den Pflegediensten sowie mit unseren Ärzten. Wenn wir nicht zu Jesus kommen können, kommt er zu uns; denn ER ist der Lebendige, der auferstandene Herr: ER liebt uns mit ewiger Liebe. Wie könnten wir da nicht aus tiefster Seele das Halleluja anstimmen, zumindest in den eigenen Wänden.


Im Namen des ganzen Pastoral- und Sekretariatsteam, sowie unserer Gremien wünsche ich allen Frohe Ostern 2021,


Ihr Dompfarrer Matthias Bender